Lichtkreise. Provokationen christlichen Denkens

Lichtkreise. Provokationen christlichen Denkens

Mag. Franz Haslinger Pfarrer, Mitarbeiter am Institut f. Ethik und Recht in der Medizin der Universität Wien

Wer dieses Buch in die Hand nimmt, dem wird auf der ersten Seite schon klarer Wein eingeschenkt: Das Geheimnis Gottes liegt in seiner Menschwerdung – Das Geheimnis des Menschen liegt in seiner göttlichen Herkunft.

Wer dieses Buch in die Hand nimmt, wird wissen wollen, wer denn der Verfasser ist. Sein Name findet sich nicht unter den theologischen Fachmenschen, kein besonderer Kultur- oder Religionswissenschaftler, kein Naturwissenschaftler, wie man nach den ersten Zeilen am Umschlag des Buches vermuten könnte, wenn er dort über das Phänomen der Sonnenfinsternis reflektiert. Eckehard Bamberger, Dr. phil., langjähriger Chef und Gründer der Österreichischen Phonothek, heute Mediathek, ein visionärer Spurensucher, der seit den 60iger Jahren des vorigen Jahrhunderts gesammelt und archiviert hat, was politisch, wissenschaftlich, kulturell in Österreich von Belang ist, was nicht vergessen werden darf.
„Manche Ereignisse können unser Leben verdunkeln (vgl. Sonnenfinsternis), partiell – mitunter total!“ (Rückseite des Buches) Spricht hier ein Betroffener? Geht mit diesem Buch der Archivar, der Dokumentator wichtigen persönlichen Lebenserfahrungen reflektorisch nach und will damit an die Öffentlichkeit und anderen Mitmenschen Mut machen?

Der Text liest sich wie ein modernes Sachbuch, ohne wissenschaftlichen Apparat, entspricht etwa dem „Readers Digest“ Stil. Lapidar stehen die Kapitelinhalte am Buchrand, wenn man die Blätter unter dem Daumen laufen lässt, dann kommen in verschiedenen Farbsätzen die Hauptthemen in den Blick: der religiöse Mensch, Geheimnis Mensch, der Mensch vor Gott, und schließlich Jesus Christus.


Der Sprachstil ist sehr geschickt und verführt zum Weiterlesen. Neben der „Supermacht Gott“ und „Im Clinch: Wissenschaft und Christentum“ tauchen Formulierungen auf, die anheimelnder sind wie etwa: „Jesus Christus – einer von uns?“ Argumentierend, behauptend und doch sehr einfühlsam geht der Autor an die religiösen Fragen heran. Er liegt richtig, wenn er beim jugendlichen Leser, den er vor allem ansprechen möchte, kein religiöses Sachwissen voraussetzen kann. Die Auseinandersetzung mit den religiösen Fragen ist provokativ, könnten so in der U-Bahn, im Café diskutiert werden, haben nichts gemein mit dem betulichen Reden der sonntäglichen Predigt. Der Disput ist munter und z.T. aggressiv.
Durchaus kann es dem Buch gelingen, eine Leserschaft zu versammeln, die ohne Vorkenntnisse über Gott und Christentum ins Gespräch kommt. Etwa eine Passage aus dem Buch sei zitiert, weil sie den Umgang mit theologischen Fragen blitzartig beschreibt: „Nehmen wir an, der spirituelle Urknall, den Jesus von Nazareth mit seiner Lehre , seinem Tod und seiner Auferstehung gesetzt hat, wäre ausgeblieben…der Glaube an einen einzigen Gott würde heute fast zur Gänze verschwunden sein…das Judentum wäre eine Sekte, der Islam wäre gar nicht entstanden.“ (Seite 105).
Der theologische Fachmann würde bei einem dieser Sätze das Buch zur Seite legen, andere würden dort beginnen heftig zu diskutieren.

Das Buch ist spannender als viele Religionsbücher. Hineinschauen und bis zu seiner Seite lesen, hoffentlich bis zum Ende, wenn es heißt „Herr ich weiß, dass du bei mir bist und mich liebst, bis ans Ende meiner Tage…“(S 207)